Angloamerikanische Untersuchungen zur Rückfälligkeit von Sexualstraftätern
Projektbeschreibung
In Ergänzung zur eigenen Primärforschung werden einschlägige Rückfalluntersuchungen und Sekundäranalysen aus den angloamerikanischen Ländern ausgewertet. Im Vordergrund stehen Arbeiten zu Sexualdelikten, die mit (physischer) Gewalt verbunden sind. Es zeigt sich, dass nur nach einer Klärung maßgeblicher Variablen wie Delikte, Tat- und Tätereigenschaften, Maßstab der erneuten Straffälligkeit, Dauer des Beobachtungszeitraumes sowie Behandlungs- bzw. Kontrolldaten sinnvolle Aussagen über Rückfallquoten möglich sind. U.a. lassen sich folgende Ergebnisse hervorheben:
- Sexualstraftäter treten in geringerem Maße als andere Straftäter erneut strafrechtlich in Erscheinung.
- Zeigen englische, kanadische und amerikanische Studien für eine Zeit in Freiheit von 2-3 Jahren nach Entlassung aus dem Strafvollzug Rückfallraten zwischen 40 und 55 %, so bewegt sich der justiziell sanktionierte Rückfall bei Sexualstraftätern (für alle Delikte) in diesem Zeitraum unter 25 %.
- Die einschlägige Rückfälligkeit von Sexualstraftätern ist im Allgemeinen geringer als ihre sonstige erneute strafrechtliche Auffälligkeit.
- Rückfallrisiken können über lange Zeiträume (mehr als 20 Jahre nach der letzten abgeurteilten Tat) bestehen und damit über rechtlich definierte Bewährungs- und Aufsichtsfristen weit hinausreichen.
- Die Erkenntnis der allgemeinen kriminologischen Rückfallforschung, dass die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Straftat durch eine (schwere) strafrechtliche Vorbelastung erheblich steigt, gilt auch für Sexualstraftäter.
- In der Regel sind Sexualstraftäter keine "Spezialisten". Dennoch können bei sehr langen Beobachtungszeiträumen wiederholt Sexualstraftaten begangen werden. Insbesondere ist zu beachten, dass der justizielle Eingriff womöglich eine lange Tatreihe unterbricht.
- Junge (gewalttätige) Sexualstraftäter rezidivieren häufiger als ältere, insbesondere wenn spezielle Persönlichkeitsmerkmale vorliegen.
- Die Persönlichkeitsmerkmale von Vergewaltigern, die Mehrfach- oder Rückfalltäter sind, weichen von denen durchschnittlicher Männer häufig gravierend ab.
- In der Behandlung von Sexualstraftätern werden in den letzten Jahren zunehmend Erfolge bei der Rückfallvermeidung berichtet. Für die Gruppe der Vergewaltiger sind solche Effekte vergleichsweise bescheidener oder nicht vorhanden.
- Eine generelle Intensivierung ambulanter Kontrollmaßnahmen für Sexualstraftäter - als Ergänzung oder Alternative zum Strafvollzug oder in Verbindung mit therapeutischen bzw. sozialintegrativen Programmen - findet vor allem in den USA statt; die hierauf bezogene Rückfallforschung steckt noch in den Anfängen.
Veröffentlichungen
Sohn, Werner (2004). Will they do it again? Angloamerikanische Untersuchungen zur Rückfälligkeit gewalttätiger Sexualstraftäter. Wiesbaden: KrimZ. (Download)